Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen aus Raumluftproben mit dem Kultivierungsverfahren
Bei der Sammlung von Raumluftproben saugt ein Luftkeimsammler (Impaktor) ein definiertes Luftvolumen an. Die Pilzsporen und andere Partikel im Luftstrom treffen auf Petrischalen mit geeigneten Nährböden und bleiben auf der Agaroberfläche kleben. Dort keimen sie aus und wachsen im Labor bei ca. 25°C zu Schimmelkolonien heran. Anschließend werden diese Kolonien gezählt, Danach folgt die Bestimmung der Schimmelpilze.
Der wichtigste Vorteil des Kultivierungsverfahrens liegt darin, dass viele Pilze bis zur Ebene der Gattung oder sogar Art bestimmt werden. Die Auswertung von Partikelspuren ist dagegen auf die Differenzierung und Zählung von wenigen Sporentypen beschränkt. Eine möglichst genaue Bestimmung der Schimmelpilze ist für die Bewertung der Ergebnisse wichtig.
Bild 1: Die Schimmelpilzsporen aus einer Außenluftprobe (100 Liter) wurden auf eine Petrischale mit DG18-Nährboden abgeschieden und für eine Woche bei 24°C angezogen. Das Foto zeigt die Petrischale von oben.
Typisch für Außenluftproben ist die Dominanz von Cladosporium-Kolonien. Wichtige Merkmale sind eine samtige Oberfläche und eine Färbung in unterschiedlichen Brauntönen (graubraun, olive-braun, rötlichbraun oder dunkelbraun). In der unteren Bildhälfte sind außerdem drei hellgrüne Penicillium-Kolonien zu erkennen. Bei den weißen Kolonien handelt es sich um sogenannte sterile Myzelien. Das sind Pilzmyzelien, die unter den gewählten Kulturbedingungen keine Sporen bilden.
Bild 2: Raumluftprobe aus dem Innenraumbereich, Bearbeitung s. Bild 1.
Die Anzahl der Schimmelkolonien war etwas höher als bei der Außenluftprobe vom gleichen Tag, die als Referenz diente. Auffällig war vor allem das Artenspektrum: Cladosporium war nicht zu erkennen, Penicillium (1) trat ähnlich häufig auf wie in der Außenluft. Zusätzlich wurden Pilze aus dem Aspergillus versicolor Artkomplex (2) und aus der Gattung Acremonium (3) gefunden.
Diese beiden Pilze gelten als typische Indikatoren für Feuchteschäden. In dem Raum, aus dem die Probe stammt, lag somit zum Zeitpunkt der Messung mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schimmelpilzbefall vor.